Allgemeine Bestände
Die allgemeinen Bestände der Universitätsbibliothek sind in dem Gebäude in der Fryderyka Joliot-Curie-Straße 12 gelagert und umfassen die neuen Druckwerke, d.h. Bücher und Zeitschriften, die vor dem Jahr 1800 erschienen sind. In den letzten Jahren wächst auβer der Zahl der schriftlichen Dokumente auch die Zahl der elektronischen Dokumente.
Zu den allgemeinen Beständen gehören: Neuerwerbungen, die nach 1945 gesammelt wurden, Büchersammlungen der ehemaligen Stadtbibliothek und der ehemaligen Universitätsbibliothek wie auch verlassene Büchersammlungen aus dem Gebiet Niederschlesiens (s. sichergestellte Bestände) sowie Bruchstücke verschiedener Schlossbibliotheken.
Die wegen der Rueckgaben in den Jahren 1945-1946 und die später einverleibten Bibliotheken sind der Grund dafür, dass die Bibliotheksbestände der UBWr besonders reich an deutschen, französischen und englischen Schrifttum aus dem 19. und dem Anfang des 20. Jh. sind.
Büchersammlungen aus den einstigen Schlossbibliotheken wurden der Universitätsbibliothek zuerkannt, um die Polonisierung der Bestände der Bibliothek zu beschleunigen.
In den Sammlungen der Universitätsbibliothek befinden sich ziemlich große Fragmente (über 9 000 Bände) aus den ehemaligen Schlossbibliotheken der Familie Sanguszko aus Gumińska und Sławuta in Wolynien sowie der Familie Potocki aus Grüssau.
Beide Sammlungen bilden keine gesonderten Kollektionen. In die Bibliothek kamen sie in den Jahren 1948 und 1949. Die neueren Drucke wurden 1950 katalogisiert und in die allgemeinen Bestände eingefuegt.
Die Büchersammlung der Familie Sanguszko zählt ca. 2 800 Bände neuere Drucke (hauptsächlich polnische Bücher aus dem 19.Jh.) und etwa 1 200 Bände alter Drucke darunter auch alte Polonica. Der Themenkreis der neueren Drucke ist sehr verschiedenartig – er spiegelt die Interessensgebiete (von Geschichte und Politik bis Landwirtschaft, Pferdezucht und Pflanzenbau) sowie die Reisen und die Faszinationen der Inhaber wieder.
Den historischen Wert dieser Sammlungen bieten ohne Zweifel die Handschriften und Marginalien der Eigentümer (hauptsächlich des Eustachius und Romanus Sanguszko, der Klementine Sanguszko geb. Czartoryska) wie auch die Handschriften und Widmungen in den von den Verfassern geschenkten Exemplaren oder in Gelegenheitsschenkungen.
Den historischen Wert dieser Sammlungen bieten ohne Zweifel die Autographen und Marginalien der Eigentümer (hauptsächlich des Eustachius und Romanus Sanguszko, der Klementine Sanguszko geb. Czartoryska) wie auch die Autographen und Dedikationen in den von den Verfassern geschenkten Exemplaren oder in Gelegenheitsschenkungen.
Innerhalb der allgemeinen Bestände wurden eine didaktische Bücherei und die Sammlung der Bibliothekszimelien ausgesondert.
Die didaktische Bücherei bilden Bücher, gesammelt in mehreren Exemplaren, die den Grundlektüren für die Realisierung der Universitätsdidaktik dienen. Mit der Einrichtung der didaktischen Büchersammlung wurde 1966 begonnen. Es ist eine ausgesonderte Büchersammlung, der eine eigene Signaturenfolge zugeteilt wurde. Das Kennzeichen der zu dieser Sammlung gehörenden Bücher ist ein Hinweisungsstempel gen. SKRYPTY, der sowohl auf den entsprechenden Büchern wie auch auf den gegebenen Katalogzetteln angebracht ist. In dem Computerkatalog wurde diese Sammlung durch Zugabe zu der Signatur des Buchstabens S gekennzeichnet. Die didaktische Sammlung ist eine austauschbare Sammlung, die systematisch mit Neuerscheinungen bereichert wird und zugleich einer regelmäβigen Auswahl unterliegt (Ausscheiden von Materialien, deren Inhalt die Aktualität verloren hat).
Eine Gruppe von Bibliotheksmaterialien, die örtlich ausgesondert wurde sind die Zimelien. Die Zimelien innerhalb der allgemeinen Bestände sind eine Gruppe von Büchern, die künstlerisch, historisch oder als Andenken einen ungewöhnlichen Wert besitzen. Deshalb werden sie in einem eigenen, zusätzlich geschützten Raum gelagert. Zu den Zimelien wurden Bücher in prächtigen, von polnischen oder ausländischen (meistens französischen) Buchbindern signierten Einbände, eingereiht. Unter den Zimelien befinden sich auch Bibliotheksmaterialien in untypischen Formaten, aus verschiedenartigen Materialien, die leicht beschädigt werden können.
Die aus dem 19. Jh. stammenden Bibliothekszimelien, wurden hauptsächlich im Rahmen der Sicherstellung der Bestände aus dem Schloss Tschocha (meistens französische, englische und italienische Bücher) sowie aus anderen ehemaligen Schlossbibliotheken (meistens polnische Bücher) herbeigebracht.
Aus den allgemeinen Beständen der Universitätsbibliothek waren noch zwei eigenartige Büchergruppen einer Aussonderung wert: die Polonica und die unabhängige Literatur.
Die Polonica der Universitätsbibliothek bestehen vor allem aus deutschen Polonica, insbesondere schlesischen Polonica, die aus den Beständen der ehemaligen Stadtbibliothek und aus den sichergestellten Beständen stammen. Aus den ehemaligen Schlossbibliotheken stammen diese Polonica, die in den Kreisen der polnischen Emigration des 19.Jh.entstanden sind. Die neueren, nach 1939 erschienenen Polonica bekam die Universitätsbibliothek größtenteils in den 80er Jahren (Emigrationsliteratur bekommen von Londoner und Pariser Verlegern und Buchhändlern). Unter den schlesischen Polonica sind die Veröffentlichungen zweier Verlagshäuser besonders erwaehnenswert: die der Korn’schen und der Schletter’schen Offizine sowie Publikationen, die mit dem Universitätsmilieu verbunden sind und zwar vor allem die einzigartige Sammlung der von Polen verfassten oder Polen betreffenden Dissertationen der Universität Wrocław aus den Jahren 1811 – 1945.
Weiterfuehrende Informationen über die Polonica in den Beständen der UBWr enthält folgender Fuehrer: Polonika zagraniczne w Bibliotece Uniwersyteckiej we Wrocławiu / Ausländische Polonica in der Universitätsbibliothek Wrocław / [Ganzheit bearb. von Julian Fercz]. Wrocław, 1998.
Die unabhängige Literatur befindet sich in der Universitätsbibliothek dank Einkäufe und Geschenke. Durch eine einmaligen, grosse Zulieferung wurden die Bibliotheksbestände im Jahre 1990 bereichert, als das Woiwodschaftsamt der Inneren Angelegenheiten ueber 1000 Drucke ohne Vertriebsrecht, die während des Kriegsstandes konfisziert wurden, der Universität übergeben hat. Davon sind fast 700 Bücher bearbeitet und den Sammlungen angeschlossen worden.
In der Sammlung der unabhängigen Literatur des sog. „zweiten Umlaufes” befinden sich recht viel Abdrucke vorkriegszeitlicher Veröffentlichungen (hauptsächlich aus dem Bereich der Geschichte und Soziologie) sowie Abdrucke der nachkriegszeitlichen Emigrationsliteratur.
Die Sammlung der unabhängigen Literatur, die in der Hauptbibliothek angesammelt ist, wird durch die dementsprechende Sammlungen ergänzt, die in den Beständen der Institutsbibliothek für Geschichtsforschung, der Institutsbibliothek für Staats- und Politikwissenschaften (gegenwärtig Fakultätsbibliothek für Gesellschaftswissenschaften) sowie der Institutsbibliothek der Polonistik vorhanden sind.
Die
Zeitschriftensammlung der Universitätsbibliothek bilden historische Bestände, nicht kontinuierte Titel, laufende Erwerbungen sowie Zeitschriften in elektronischer Fassung.
Die Universitätsbibliothek samt der Zweigbibliotheken sammelt gegenwärtig (Stand vom 31.12.2009) etwa 4000 Titel laufender inländischer Zeitschriften, etwa 860 Titel laufender ausländischer Zeitschriften und hat Zugang zu über 100.000 Zeitschriftentitel, deren vollständigen Texte in elektronischer Fassung angeboten werden.
Die historische Zeitschriftensammlung besteht zum größten Teil aus den Beständen der ehemaligen Stadtbibliothek und den erhalten gebliebenen Sammlungen der ehemaligen Staats- und Universitätsbibliothek. Die Bibliothek besitzt eine reiche Sammlung schlesischer und bibliologischer Zeitschriften sowie Periodika wissenschaftlicher Gesellschaften des 19. Jahrhunderts.
Eine sich auszeichnende Kollektion ist die Sammlung der unabhängigen Zeitschriften (des zweiten Umlaufs), die in den Jahren 1973 – 1989 redigiert wurden. Der Bibliothek ist es gelungen, über 560 in der Mehrheit komplette Titel einzusammeln.
Die gehaltvollen allgemeinen Bestände der Universitätsbibliothek bilden eine Sammlung von einem universalen Charakter, deren Aufbewahrung ein Teil des Nationalen Programms für den Schutz von Kulturgütern ist, und ihre Fortentwicklung die wissenschaftlichen und didaktischen Bedürfnisse des akademischen Milieus befriedigt.